Von Peter Becker

Kahn um Kahn legte am Steg der Lehder Hotelanlage Starick an. Diesmal waren es nicht die sonst üblichen Tagesausflügler, sondern Fischer vom Verband der Spreewaldfischer Lübbenau und Umgebung. Diese hatten am frühen Morgen Netze im Spreewald gestellt und nach einer ausgiebigen Frühstückspause wieder eingeholt. Aus den Kahn-Fischkästen entluden sie zahlreiche Edelfische wie Hecht, Schlei, Wels und Barsch sowie viele Weißfische – eine unbedingte Zugabe zu Hecht in Spreewaldsoße. Hecht oder Zander gibt es auch im Supermarkt, aber keinen Weißfisch für die Soße! Christiane Ringl, bis vor Kurzem noch Jungfischerin des Verbandes, führte an der Waage Buch: 90 Kilogramm Edelfisch und etwa die doppelte Menge Weißfisch wurde angelandet. Rekordhalter war das Fischerteam um den Vorsitzenden Andre Schneider aus Lehde. Der größte Hecht hatte 76 Zentimeter Länge, der größte Wels war 74 Zentimeter lang.

Das traditionelle Abfischen steht seit vielen Jahren im Zeichen einer Hilfsaktion. Im Oktober 1997 hat die LAUSITZER RUNDSCHAU den gemeinnützigen Verein „Wir helfen“ ins Leben gerufen, um Bedürftigen im Alltag Hilfe zu gewähren. Andrea Pursche von der Touristinformation Lübbenau hatte die Spendenbox in ihrer Obhut und sammelte die Erlöse ein. Die Touristinformation vermarktet die Fischzeit im Spreewald, zu der auch das Lehder Abfischen als Höhepunkt gehört. Der Fisch, eben noch im Fischkasten zappelnd, wurde zügig und fachgerecht getötet und wechselte den Besitzer. Karl-Heinz Starick legte die Summe fest – und noch den einen oder anderen Fisch obendrauf.

Ramona Sparr aus Kemlitz (Dahme) zögerte nicht und griff bei den ersten Fischen, die Fischer Herbert Konzack hoch hielt, sofort zu. „Ich friere alles gleich ein – und muss mir um mein Weihnachtsgericht ab sofort keine Sorgen mehr machen“, erzählte sie nach dem Kauf und ergänzte: „Ich komme jedes Jahr hierher, so frisch und letztlich auch preiswert bekommt man sonst keinen Spreewaldfisch.“ Die Lübbenauerin Sigrid Klauschk und ihre Berliner Bekannte Sigrid Walkowiak hielten stolz ihre prallen Tüten in den Händen: „Damit warten wir nicht bis Weihnachten, der Fisch wird über Nacht eingelegt und kommt morgen schon auf den Tisch!“

Insgesamt war der Fang beachtlich; die Besucherresonanz war allerdings auch schon mal besser. Die „Fröhlichen Hechte“ legten sich ins Zeug und lockten Paddler und Radler mit ihrer Blasmusik in die Hotel­anlage. Am Ende landeten 415 Euro aus dem Fischverkauf in der Box, die Hotelanlage Starick stockte den Betrag um 300 Euro und die Touristinformation Lübbenau um 150 Euro auf. Durch den Verband der Spreewaldfischer wurde der Betrag um 246 Euro auf die „schnapszahlige“ Summe von 1111 Euro aufgestockt. Diese Zahl entstand, weil Siegmund Lehmann, Vorsitzender der Burger Spreewaldfischer, schon ganz gern mal sehen wollte, was die Nachbarn so fangen. Mit einer Flasche eines bekannten Spreewaldlikörs in der Hand als Geschenk, ließ man ihn bereitwillig in die Fischkästen schauen.