Schon immer wollte ich ein kritisches Stück schreiben über die Angewohnheit des Menschen, nutzlose Dinge zu kaufen. Jetzt ist Gelegenheit dazu, denn gerade erst war Black Friday (zu deutsch: Schwarzer Freitag). Von diesem nordamerikanischen Traditionsfest will ich hier berichten. Ich versuche das, so gut es geht, weil ich immer noch verkatert bin von diesem Superschnäppchentag.

Darum geht es am Schwarzen Freitag: Einkaufen. Einkaufen im Quadrat. Einkaufen hoch zehn. Die Dinge sind günstig, das ist Grund genug. Der Black Friday ist eine Erfindung aus den USA, wo der Tag nach dem Thanksgiving-Donnerstag für viele Leute arbeitsfrei ist. Was gibt es auch Nutzvolleres zu tun an einem freien Tag als einzukaufen. Auch in Kanada, wo Thanksgiving schon im Oktober gefeiert wird, hat der Schwarze Freitag im November einen großen Kringel im Kalender. In Europa natürlich auch – aber gegen das amerikanische Shoppen ist das europäische wie Dreirad fahren.

Wichtig ist an diesem Tag, früh aufzustehen, denn sobald die Einkaufszentren ihre Türen öffnen, sind die ersten Schnäppchen schon vergriffen. Ich sagte meinen Freunden aus Toronto, ich brauche eigentlich nichts. Sei meinten dann, Weihnachten sei nicht mehr fern und ich sollte wärmere Sachen haben, denn der Winter in Kanada ist kalt. Also ging ich ins Eaton Centre, den hiesigen Tempel des Gottes Kommerz, und stürzte mich ins Gewühl. Nur mal gucken.

Daher kann ich berichten: Der Black Friday ist nichts für empfindsame Seelen. Die Superschnäppchen verschaffen dem Großstadtmenschen Ansporn, sein Bestes zu geben. Oder auch nicht. Meine Freundin LaToya erzählte, dass eine Frau sie in der Shoppingmall aus dem Weg geschubst habe, als sie ihren künstlichen Weihnachtsbaum, zwei Stehlampen für 15 Dollar und eine Mikrowelle durch den Gang schob.

Warum benehmen sich Menschen so? Fragen wir Marshall McLuhan. Der kanadische Medienphilosoph wusste schon in den 70er Jahren, wohin uns die Massenkultur bringen wird. McLuhan erfand das „Globale Dorf“, er starb 1980. Er sagte, die Menschen benehmen sich je nach dem, wo sie sind. Im Dorf benehmen sie sich gut, denn dort sind sie auf die anderen angewiesen. In einem Dorf ist man, um dort zu sein, sagte der weise Mann. In einem Einkaufszentrum hingegen ist man, um woanders zu sein. Alle rennen hin, aber sie wollen dort nicht sein. Sie wollen nach Hause, die neue Mikrowelle aufstellen und das Chicken Teriyaki für 3,99 Dollar reinschieben.

Marshall McLuhan sagte auch: „Alle Werbung wirbt für Werbung.“ Darüber denke ich beim Hühnchen nach.