Herzliches Bonjour diesmal aus Quebec. Ein Wochenendausflug brachte mich hierher in den Nordosten Kanadas, wo im Februar der kanadische seinen Höhepunkt erreicht. Freunde wollten zum Eis-Karneval, für den die Stadt Quebec berühmt ist. Da kam ich gerne mit.

Quebec ist die Wiege Kanadas. Hier spricht man französisch, denn die Franzosen waren als erste hier. Sie schipperten vor 400 Jahren den Sankt-Lorenz-Strom hinauf und gründeten am Ufer Städte wie Montreal und Quebec, das die später die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wurde. Quebec City – oder französisch Ville de Québec – ist die älteste Stadt Nordamerikas, gebaut auf einem Felsen hoch über dem Strom. Die knorrigen Bürgerhäuser in der Altstadt erinnern an Europa, die Wolkenkratzer weiter draußen sind eindeutig amerikanisch.

Die atemberaubende Natur in der neuen Welt muss ein Augenöffner gewesen sein für die bretonischen Pelzhändler, die aus engen Städtchen kamen. Sie bauten eine Zitadelle auf dem Felsplateau und konnten sie 150 Jahre lang gegen die Briten verteidigen. Quebec erinnert an die Zeit, als sich Briten und Franzosen noch bis aufs Messer bekämpften um diese reiche Kolonie, wo es Holz und Pelze im Überfluss gab. Erst 1759 eroberten die Briten die Felsenstadt Quebec, seitdem gehört Kanada der englischen Krone.

Geblieben sind Sprache und allerlei französisches Gebräuch, wie der Karneval, für den die Halbmillionenstadt Quebec City berühmt ist. Der Eis-Karneval steigt jeden Februar. Man schnitzt Skulpturen aus Eis und wandelt durch Eis-Gärten. Man trinkt heißen Apfelmost in Hütten aus Eis und lässt die Kinder Iglus bauen. Man fährt Schlitten und Kanu auf dem vereisten Fluss. Hotspot dieser lustigen Aktivitäten ist das Chateau Frontenac, das Wahrzeichen Quebecs. Dieses riesige Schloss thront oben auf dem Felsen und sieht für europäische Augen unwirklich aus. Es hat Türmchen und Giebel wie ein französisches Loire-Schloss, ist aber so gigantisch groß, wie nur Amerikaner bauen können. Das Chateau Frontenac ist ein Grandhotel mit 600 Zimmern, das 1893 von einer Eisenbahngesellschaft wurde.

Weil mir das Schneegestöber draußen nach ein paar Stunden reichte, wärmte ich mich in der Hotellobby auf. Das Haus hat den Charme der 50er Jahre. Die Wände sind mit dunklem Holz vertäfelt, die Leuchter aus Kristall. 1969 war Grace Kelly, die Fürstin von Monaco, zu Gast beim Karneval. Sie verschaffte dem Volksfest einen Glanz, den es so nie wieder bekam. Davon zeugen ihre Kleider, die in der Lobby hinter Glas ausgestellt sind.

Mir persönlich war das zu hollywoodesk. Ich ging also wieder raus zu den Holzfällern und Eisschnitzern und aß mich tapfer durch eine ortstypische Poutine. Pommes mit brauner Soße und Schmelzkäse. Das gab genug Kraft für die 800 Kilometer zurück nach Toronto.

Von Christine Keilholz