Ich heiße Stephanie Paul und bin 2002 geboren. Seitdem lebe ich in Bernsdorf. Bernsdorf ist eine Kleinstadt zwischen Hoyerswerda und Kamenz. Man hat hier alles, was man wirklich braucht: Kitas, Schulen, Ärzte, Optiker, Supermärkte, Physiotherapeuten, einen Baumarkt und sogar Restaurants.

Bürgermeister von Bernsdorf Harry Habel im Interview mit ZiSCH-Teilnehmerin Stephanie Paul. Foto: Stephanie Paul

Ich hatte am 10. Oktober 2017 die Gelegenheit den Bürgermeister unserer schönen Stadt Bernsdorf, Harry Habel, zu interviewen.

Herr Habel, seit wann sind Sie genau Bürgermeister?

Ich bin seit dem 01. September 2005 Bürgermeister von Bernsdorf.


Was haben Sie vorher gemacht?
Ich lernte am Gymnasium, früher hieß es ja Erweiterte Oberschule (EOS). Dann leistete ich meinen Grundwehrdienst bei der Armee anderthalb Jahre lang. Anschließend studierte ich an der TU in Dresden Informationstechnik und machte dort mein Diplom. Danach habe ich alles Mögliche gemacht und zur Wende gründete ich dann gemeinsam mit der Stadt die Bernsdorfer Wohnungsbaugesellschaft. Dort war ich von 1991 bis 2005 Geschäftsführer. 2004 kam dann die Frage, ob ich Bürgermeister werden will. Aber genau das wollte ich nie werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Haben Sie sich als Kind schon für Politik interessiert?

Als Kind bzw. als Jugendlicher habe ich mich ziemlich wenig für Politik interessiert, was aus heutiger Sicht ein Fehler war.

Hätten Sie sich früher vorstellen können Bürgermeister zu werden?

Als Geschäftsführer der Bernsdorfer Wohnungsbaugesellschaft war ich einmal im Jahr im Stadtrat. Danach bin ich immer nach Hause zu meiner Frau gekommen und habe gesagt: "Wenn ich im Leben mal alles mache, alles, aber nie Bürgermeister." Jeder weiß immer alles besser. Du triffst populäre, aber auch unpopuläre Entscheidung. Das ist dann nicht so schön, gehört aber dazu. Deshalb war Bürgermeister etwas, was ich nie machen wollte.

Herr Habel, haben Sie eine Entscheidung, die Sie treffen mussten, schon mal bereut?

Direkt bereut habe ich keine, aber es gab welche, bei denen ich heute vielleicht anders entscheiden würde, zum Beispiel bei der Biogasanlage von Aluform. Aber direkt bereut - nein.

Welche Aufgaben hat man so konkret als Bürgermeister und wie sieht der typische Alltag aus?

Der typische Alltag eines Bürgermeisters besteht aus ganz, ganz vielen Gesprächen. Also heute Vormittag führe ich viele Gespräche über den Haushalt, ab Mittag sitze ich mit meinem Amtsleitern zusammen. Dann habe ich um 17 Uhr die Ältestenratsitzung und ab 18 Uhr geht der Technische Verwaltungsausschuss los - voraussichtlich bis 21 Uhr. Hier stellen wir die Weichen für wichtige Vorhaben und sprechen auch über den Haushalt. Ansonsten bin ich viel unterwegs bei Firmen, bei den Unternehmen. Das ist wichtig, weil wir ein kleines Industriestädtchen sind. Es gehört auch zu meiner Aufgabe, dass man bei den Senioren zum Geburtstag vorbeischaut. Es gibt also nicht einen Tag der langweilig oder gleich ist. Den gibt es wirklich nicht.

Welche Fähigkeiten sind wichtig für einen guten Bürgermeister?

Man muss gut zuhören und Visionen entwickeln können. Bei den Visionen muss man sich überlegen, in welche Richtung man geht. Geht man in Richtung Wirtschaft, in Richtung Tourismus, setzt man Schwerpunkte bei Sportvereinen, bei Kitas oder Schulen. Und wo nimmt man das Geld her? Ich entscheide selbst, welche Schwerpunkte ich mir setze. Man muss auch mal sagen können: "Ja, wir haben einen Fehler gemacht." Auch das gehört dazu. Genau das fehlt mir manchmal in der großen Politik.

Herr Habel, was war bis jetzt die größte Schwierigkeit, die Sie bewältigen mussten?

Die größte aktuelle Schwierigkeit, vor der wir stehen, ist unser Versuch, die S-Bahn von Dresden über Bernsdorf weiter zu leiten. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Das zweite schwierige Problem ist die Branche der ehemaligen Zinkweißhütten verschwinden zu lassen.

Was war bis jetzt das schönste Erlebnis, das Sie in Ihrer Amtszeit hatten?

Es gab mehrere. Immer, wenn man die Sanierung von Kitas in Angriff nimmt, ist es schön, wie dankbar die Eltern und Kinder sind. Aber ich glaube, das Allerschönste für mich war die Rathauseinweihung nach der Sanierung.

Was war in Ihrem privaten Leben das Schönste?

Ich habe meine Frau in Dresden kennengelernt. Sie ist Bernsdorferin und so bin ich nach Bernsdorf gekommen. Ohne sie hätte es mich nie nach Bernsdorf verschlagen.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Meine Freizeit ist recht knapp geworden, das ist aber nicht schlimm. Dadurch schätzt man Zeit mehr. Wenn ich abends noch Zeit habe, dann lese ich gerne ein gutes spannendes Buch. Ansonsten versuche ich meine Jungs zu besuchen. Einer wohnt in Braunschweig und der andere in München. Da komme ich leider selten genug hin. Wenn ich also mal frei habe, dann geht es Freitag oder Samstag los und Sonntag zurück.

Herr Habel, nennen Sie Stärken und Schwächen von sich?

Manchmal bin ich ein bisschen zu ungeduldig. Ich bin sehr optimistisch. Ich sage immer: "Das Glas ist halb voll." Ich versuche stets bei jedem das Positive zu sehen. An neuen Ideen bin ich immer interessiert und offen für alles.

Welche Aufgaben wollen Sie in Ihrer Amtszeit noch verwirklichen?

Ich würde mich freuen, wenn wir die S-Bahn nach Bernsdorf bekommen, also zumindest in den Sommerferien oder am Wochenende. Eine S-Bahn, die jeden Tag fährt, wird noch Jahre dauern. Außerdem würde ich gern den Rückbau der Zinkweißhütten in den Griff bekommen. Und dass es weiter geht mit der neuen Umfahrung Bernsdorf - Wiednitz, die wir jetzt erst vor kurzem vorgestellt haben. Ehe die aber gebaut wird, vergehen noch mehr als 10 Jahre, in denen die Planung weitergeht. Vielleicht gelingt es mir, die Jugend mehr einzubinden, denn die Jugend hat Ideen. Ich werde noch versuchen, in Straßgräbchen gegenüber der Japanischen Firma 20 Hektar Industriegebiet zu schaffen.

Herr Habel, ich bedanke mich recht herzlich bei Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg für Ihre weitere Amtszeit und alles Gute für die Zukunft.

Stephanie Paul, 9. Klasse des Leon-Foucault-Gymnasiums in Hoyerswerda; Teilnahme am Projekt ZiSCH vom 04.-29.09.2017