Mittwoch, der 17. Oktober 2018, wird ein bedeutender Tag für Kanada. An diesem Tag legalisiert das Land den Besitz von Cannabis. Kanadier können dann das tun, was in Deutschland verboten ist: Legal und öffentlich eine Tüte rauchen.

Mit dem neuen Gesetz, dem „Cannabis Act“, will die Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau drei Ziele erreichen: Zum einen soll Marihuana leichter zu bekommen sein für diejenigen, die es aus medizinischen Gründen brauchen. Zum anderen sollen die illegalen Handelsketten zerschlagen werden. Drittens soll die Legalisierung die Jugendlichen von der Droge fern halten. Das klingt widersprüchlich – das Gesetz sieht aber strikte Altersbeschränkungen vor.

Erwachsene dürfen ab Mittwoch 30 Gramm legalen Cannabis‘ besitzen. Sie dürfen die bislang illegale Droge dann bei lizensierten Einzelhändlern kaufen – oder selbst anbauen. Von lizensierten Samen und Setzlingen darf dann jeder Kanadier über 18 Jahren bis zu vier Pflanzen für den persönlichen Gebrauch zu Hause ziehen.

Auch die weitere Verwendung der Heimpflanzen wird gesetzlich geregelt. Wer möchte, kann mit Cannabis kochen und backen – solange die Produkte keine konzentrierten Inhaltsstoffe enthalten. So weit, so eindeutig. Viel mehr als das ist aber nicht gesetzlich geregelt. Und so diskutiert das Land in dieser historischen Woche jede Menge Fragen, die das legale Cannabis für die Zukunft aufwirft. Was ist mit Cannabis am Steuer? Was tun Kunden, wenn sie keinen lizensierten Händler um die Ecke haben?

Im Morgenradio von Canadian Broadcast (CBC) erklärte neulich eine Arbeitsrechtlerin, dass kein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern das eine Gras-Pause gewähren während der Dienstzeit gewähren muss. Dort warnen auch Veterinäre vor den Auswirkungen von Cannabis auf Haustiere. Hunde, heißt es, werden lethargisch, wenn sie aus Versehen von der Droge gekostet haben.

Die drängendste Frage, die sich Kanada nun aber stellt, ist die nach dem Nachschub. Wo soll auf einen Schlag der Stoff herkommen, wenn am 17. Oktober die Verbraucher vor den Lizenz-Läden Schlange stehen. Die Cannabis-Versorgung ist laut Gesetz Sache der Provinzen – die aber kündigen schon Engpässe an. Die Provinz Nova Scotia an der Atlaktikküste sagte jüngst, in ihren zwölf Cannabis-Läden werde es vorerst „wenig Inventar und Auswahl“ geben. Manitoba, die Provinz mit den härtesten Wintern, kann „weniger Produkte als bestellt“ anbieten.

Keiner weiß aber auch, wie viel Cannabis die Kanadier kaufen werden. Schätzungen liegen zwischen 300 000 Kilogramm bis zu einer Tonne im nächsten Jahr. Die Hersteller müssen allerdings die Erwartungen dämpfen. Sie sagen, die letzte Ernte sei nicht so üppig gewesen.