Mit der Legalisierung von Cannabis wollte Kanada groß am Drogengeschäft verdienen. Doch das will gelernt sein. Das Land hat vor einem Vierteljahr Marihuana legalisiert. Das wurde gefeiert als ein großer Triumph der liberalen Regierung von Premierminister Justin Trudeau. Am 17. Oktober, als der „Cannabis Act“ in Kraft trat, wurde Feuerwerk abgebrannt. Leute tanzten auf den Straßen. Aber ach, die Party war schnell vorbei, weil es nichts mehr zu rauchen gab. Schon am ersten Tag waren die staatlichen Online-Shops leer gekauft. Bis heute kommen die staatlichen Verkaufsstellen nicht mit der Lieferung nach.

Die Kanadier kiffen mehr als gedacht. Und seit dem neuen Gesetz – dem Cannabis Act – kiffen sie noch mehr. Beispiel Toronto: Die Leute kiffen an der Ampel und in der Raucherpause. Sie kiffen, wenn sie mit dem Hund draußen sind. Toronto riecht, als würde mit Marihuana geheizt.

Cannabis ist nach der Legalisierung ein reines Staatsgeschäft – jedenfalls das legale. Jede der zehn kanadischen Provinzen kontrolliert den Verkauf. Der Staat Ontario bietet im eigenen Online-Shop alle möglichen Cannabis-Produkte an. Kunden geben ein, dass sie über 19 Jahre alt sind, dann bekommen sie Zugang zum Warenregal, das von Cannabis-Spray über THC-Weingummi bis zu vorgefertigten Joints reicht. Jedenfalls theoretisch – praktisch fehlt die Ware.

Langsam wird den Verteidigern der liberalen Drogenpolitik klar, was sie sich eingehandelt haben. Doch selbst konservative Politiker haben den Widerstand aufgegeben. Torontos konservativer Bürgermeister John Tory musste einräumen, dass er sich in seiner Stadt unmöglich gegen die Legalisierung stemmen könne. Ihm bleibt nur zu mahnen:  „Wir können es uns nicht leisten, bei Cannabis einfach zu sagen: Wir lassen es geschehen, wo immer es geschieht.“

So geschieht es auf dem Campus der Universität - obwohl die Hausleitung eine strenge Anti-Rauch-Politik fährt 2019 zum rauchfreien Jahr erklärt hat. Ein Akt der Hilflosigkeit.

Kanadas Regierung wollte den Genuss von Cannabis entkriminalisieren – und damit das Gesetz dem anpassen, was viele Kanadier sowieso tun. Niemand wollte Teenager hinter Gittern sehen, weil sie mit zehn Gramm Marihuana erwischt wurden. Weil immer mehr Kanadier rauchten, wurde ohnehin kaum noch kontrolliert.

Als legale Ware wird Cannabis nun gehandelt werden wie Bier, Schnaps und Wein schon seit Jahrzehnten. Also in staatlichen Spezial-Konsums mit wenig Auswahl, schlechtem Service und hohen Preisen. Klingt nach DDR. Und um das Bild zu komplettieren, sind die Konsums alle Nase lang wegen Inventur geschlossen.