Martin Zschornak interviewt von Klara Zschornak:

Martin Paul Zschornak wuchs in Wittichenau auf und arbeitet nun in Halle als Facharzt der Strahlenonkologie.

Woher kommt der Künstlername „Seth Schwarz?

Es fing in der Teenagerzeit mit Hip-Hop und Rap an. Welchen Namen sollte ich mir geben? Ich habe ganz viel über den Untergang der Welt und wie sich die Welt selbst zerstört gerappt. Es gibt die ägyptische Gottheit Sethos (abgekürzt  Seth), die für Chaos und Verderben, aber andererseits für Wiederentstehung bekannt ist. Da sich dieser Gott in meinen Texten widerspiegelte, fand ich den Namen sehr passend. Das „Schwarz“ kam erst im Studium, als ich mich mit Elektronik befasst habe, dazu, um mich von anderen „Seths“, die es im Internet gab, abzuheben. Der Name „Schwarz“ stammt aus meinem Familiennamen Zschornak, dies ist ein sorbischer Begriff, der mit schwarz übersetzt werden kann.

Deine musikalische Begabung hat früh begonnen. Wie hast du mit der Musik angefangen?

Früher habe ich mit Töpfen, Xylophon und Klanghölzern die Musik kennengelernt. Mit sieben Jahren habe ich an einem Tag der offenen Tür in einer Musikschule die Geige ins Herz geschlossen. Ich besuchte die Musikklasse am Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda. Dort bekam ich Stimmbildungsunterricht, sang im Chor und lernte das wichtigste über Musikgeschichte und -theorie.

Du vermischst Elektromusik mit der klassischen Geige. Wie kam dir diese Idee?

Im Studium ging ich das erste Mal zu einer Disco und lernte die Elektromusik kennen, dann kam mir durch meinen Cousin die Idee, Geige und Elektromusik zusammen zu bringen. Wir traten zusammen auf und haben das immer wieder gemacht, weil es super ankam. Wir wurden irgendwann für größere Festivals gebucht und dann musste ich sozusagen mein Projekt daraus machen, da es so beliebt war.

Du bist Arzt an einer Klinik in Halle und gleichzeitig DJ. Wie machst du das?

Ich habe in der Klinik einen Teilzeitvertrag begonnen und habe meine Anwesenheit je nach Tour voraus geplant. Wenn ich mehrere Wochen auf Tour war, wie zum Beispiel in Tokio, Mexiko  oder in der USA, verbrachte ich andere Wochen in der Klinik. So konnte ich diese zwei Dinge gut jonglieren.

Wenn du immer unterwegs bist, wann schläfst du?

Das ist auch eine Kunst für sich. Ich lebe theoretisch nur von Powernaps. Ich schlafe mal zehn Minuten hier und 40 Minuten da. Aber ganz wichtig sind die Powernaps vor dem Auftritt und sofortiges Schlafengehen nach dem Auftritt. Manchmal feiere ich auch die ganze Nacht mit, aber das sind Ausnahmen.

Möchtest du dich später auf einen Beruf konzentrieren?

Das ist eine gute Frage. Zurzeit ist es sowieso wegen Corona so, dass ich mich eher auf die Medizin konzentriere. Generell ist es eine hohe Kunst, beide Dinge unter einen Hut zu bringen. Es ist sehr bereichernd in diesen zwei Welten zu leben und immer wieder von einem Beruf in einen ganz anderen zu schlüpfen. Es gibt mir sehr viel, beide Sachen ausüben zu dürfen, so ist mein Leben sehr abwechslungs-reich.

Wie wirkt sich Corona auf dein Leben aus?

Die Reisebeschränkungen haben deutlich zugenommen und Festivals mussten ausfallen oder sich anpassen. Es durften nur kleine Mengen teilhaben. Es gab sehr strenge Hygienemaßnahmen, was nachvollziehbar ist. Jetzt mache ich viele Livestreams, dass ich meine Musik von zu Hause aus teilen kann. Wir streamen aus Clubs oder alten Fabriken mit Drohnen und ganz wenigen Tänzern. Mir fehlt es sehr, live auf Bühnen zu stehen und die direkten Emotionen der Leute  zu spüren.

Du hast schon sehr viel erlebt und warst fast überall. Was sind deine totalen Highlights?

Die jährlichen Fusion Festivals, das Boom Festival in Portugal und das Burning Man Festival in der Wüste gehören zu meinen Top-Auftritten. Es war mir auch eine sehr große Ehre mit Paul Kalkbrenner beim Cityfox in New York aufzutreten. Wirklich ein absolutes Highlight meiner Karriere.

Tracks und Projekte

Martin Zschornak veröffentlicht demnächst zwei neue Tracks mit seiner Frau Lydia. Ende Dezember erscheint der neue Track Cloud 9 - Living on auf dem amerikanischen Label Abracadabra und im Januar der Song Nasaja auf dem französischen Label Labo T. Im neuen Jahr sollen auch ein paar neue Podcasts erscheinen.

Martin produzierte ein Jahr lang die Filmmusik für den Film „Faust“. Er beschäftigte sich mit den Themen für die Figuren Mephisto, Gretchen und Faust. Außerdem produzierte er Musik für einen Imagefilm der Klinik in Halle.

Der Sender Pro7 filmte Martin Zschornak für die Sendung „Doppelleben“. Durch die Umstände von Corona, konnte die Sendung noch nicht ausgestrahlt werden.

Foto: Klara Zschornak

Klara Zschornak; Klasse 9a des Lessing-Gymnasiums in Hoyerswerda; Teilnahme am Projekt ZiSCH vom 09.11.-04.12.2020, Beitrag vom Dezember 2020