Kanadier kommen von überall her. Man merkt das, wenn es ums Essen geht. Oft werde ich aus Deutschland gefragt, wie die kanadische Küche ist. Meine Antwort: Es gibt keine. Oder genauer gesagt: Kanada hat alle Küchen der Welt.

Der beliebteste Koch Kanadas heißt mit Vornamen „Fast“ und mit Nachnamen „Food“. Selbst jetzt, wo tagsüber schon Minusgrade herrschen, bieten in Downtown an jeder Ecke Food-Trucks ihre Waren feil. Das sind mobile Würstchenbuden, wo es Vier-Dollar-Hotdogs gibt; in Geschmacksrichtungen von Krakauer bis zum „Mild German“. Ich habe den milden deutschen Hotdog noch nicht probiert, aber mir von anderen Leuten berichten lassen, dass er ziemlich langweilig schmecken soll. Muss an der fehlenden Würze liegen.

Gerade junge Einwohner Torontos lieben das schnelle Auf-die-Faust-Essen. Wenn die Zeit knapp ist – und das ist sie immer – dann holen sie sich einen Burger mit Pommes oder schieben vorfrittierte gepresste Hähnchenteile in den Ofen, die sie dann in Ketchupsoße tunken und mit bunter Brause herunterspülen, die aussieht, als könnte man damit Feuer anzünden. All das ließe sich als Verfall von Essenskultur beweinen – aber es hat auch sein Gutes. Die Sprache des Fastfoods wird weltweit verstanden. Sie bildet den kleinsten kulinarischen Nenner aller möglicher Kulturen und lässt sie zusammenkommen.

Meine persönliche kanadische Küche ist koreanisch-griechisch-libanesisch. Ich lebe von eingekochtem scharfen Kimchi-Gemüse, Fladenbrot und Hummus, und kann das nur empfehlen. Täglich laufe ich auf dem Weg zur U-Bahn durchs koreanische Viertel von Toronto. Dort decke ich mich mit Teigtaschen ein. Die sind günstig und es ist immer spannend, was wirklich drin steckt.

Weniger spannend ist, was es zu Weihnachten gibt. Denn da haben Kanadier, egal welcher Herkunft, das gleiche auf dem Tisch: Truthahn mit Kartoffelbrei. Meine Freundin Dian stammt aus Jamaica, der Sonneninsel in der Karibik. Sie servierte neulich bei einer vorgezogenen Weihnachtsfeier einen fabelhaften Truthahn und reichte dazu jamaikanisches Ingwer-Bier. Letzteres besteht aus Ingwer, der mit Rohrzucker verkocht wird. Ich kostete und fragte, wo denn der Alkohol sei in diesem Bier. Dian sagte, wer sein Ingwer-Bier alkoholisch wolle, der müsse Rum reinschütten. So mache man das da, wo sie herkommt. Ich ließ es lieber bleiben.

BU: Jedes Jahr an Weihnachten sind die kanadischen Zeitungen mit Tipps, wie man Truthahn doppelt frittiert, ohne dabei sein Haus anzuzünden. Dian aus Toronto schafft das sehr geschmackvoll.