Gefühle des Menschen zeigen sich häufig über Hautveränderungen, auch wenn bis heute unklar ist, wie Gefühle überhaupt in die Haut kommen. Ein emotionaler Moment genügt, um das Zusammenziehen winziger Haarbalgmuskeln in der Haut auszulösen. Kleine Hügel werden sichtbar und bilden die sogenannte Gänsehaut. Die Lübbenauer Band UnConditional (UC) muss sich schuldig bekennen, am Samstag reihenweise Gänsehautmomente verursacht zu haben.

UnConditional mit neuem Programm

Bereits mit dem ersten Lied, in der Wendische Kirche, als Danny Radfan und Töchterchen Lilly im Duett singen. Er, auf einem Hocker sitzend, sie, von der dahinterliegenden Leinwand, auf der alle weiteren Titel eine optische Aufwertung erfahren. Angereist ist das musikalische Quartett mit neuem Programm, neuen Songs und neuer Ausrichtung. So wird das Publikum zwischen den Liedern mit Wissenswertem zum Weihnachtsfest „gefüttert“.
Wussten Sie, dass die Nordmanntanne ihren Ursprung im Kaukasus hat? Wie die Namen der neun Rentiere lauten, die vor dem Schlitten gespannt sind, den Rudolph mit seiner roten Nase anführt oder dass Erwachsene im Schnitt an den Weihnachtsfeiertagen rund 370 Gramm zunehmen? „Bei mir passiert das beim bloßen Ansehen der Leckereien“, gesteht Sängerin Monic Radfan.
An der Seite von Schwiegermutter Thordis appelliert sie, eine spezielle Weihnachtszeit einzuführen. In dieser würden nicht die Uhren zurückgestellt, sondern alle Personenwaagen um fünf Kilogramm. Tolle Idee, findet das Publikum, das wenig später Zeuge einer doppelten Premiere ist: Erstmals begleitet Detlef Gleisberg-Radfan auf einer Ukulele (Zupfinstrument) ein Lied, das über drei Jahrzehnte auf einer Tonbandkassette schlummerte.
Die zum Leben erwachte, musikalische Skizze erzählt die skurrile Geschichte von „Brunos Weihnachtsbaum“. Eine amüsante, wie auch wahre Geschichte, bestätigt der aus Senftenberg angereiste Berno „Bruno“ Neuhäuser.

Spenden für „Wir helfen“-Verein gesammelt

Spätestens hier fragen sich Konzertbesucher, warum solche unterhaltsamen Anekdoten den Einwohnern in Lübbenau oder Altdöbern verwehrt bleiben. Mit dem Vetschauer Format mit Bühne und Leinwand vor dem Altar bekamen die Musiker auch in diesem Jahr keinen Fuß in die (Kirchen-)Tür. Darüber berichten will die Band am Samstag nicht.
Wohl aber von der ungebrochenen Spendenbereitschaft der Vetschauer, die den christlich-humanitären Gedanken erkannt haben, der hinter den Weihnachtskonzerten von UC steckt. 818,51 Euro stecken Konzertbesucher in die Box des Lausitzer Spendenvereins „Wir helfen“ und toppen damit den Rekord-Betrag aus dem Vorjahr (803,90 Euro).
Wie Spendenvereinsmitglied Roswitha Schier mitteilt, befinden sich acht Familien aus Vetschau unter den Empfängern von Zuwendungen aus dem „Wir helfen“-Fond.
Dass dieser in 20 Jahren durch die Lübbenauer Band und ihre Konzerte um 36 000 Euro an Zuwachs gewonnen hat, quittiert die CDU-Landtagsabgeordnete mit dankenden Worten an das Quartett und mit üppigen Blumen für die beiden Frontgirls. Tränen rollen und der Haarbalgmuskel schwillt mal wieder zur Gänsehaut.

Tränenreiche Erinnerung

Wie zuvor, bei den Erinnerungen an dem im Sommer verstorbenen Siegfried Keßler. „Er hat uns sieben Jahre als Geschichtenerzähler begleitet. Aufgrund unserer Tournee auf Rügen hatten wir keine Gelegenheit, uns von ihm zu verabschieden, was wir heute nachholen wollen“, erklärt Detlef Gleisberg-Radfan. „Wir machen das mit einem Lied für Siegfried und für alle Menschen, die uns in diesem Jahr verlassen haben.“
Tränen rollen, Gefühle kriechen unter die Haut und lassen die Frage aufkommen: Können emotionale Konzerte wie das am Vorabend des vierten Advents eigentlich Haarbalgmuskel-Kater hervorrufen?