Mehr als 100 Lausitzer haben am vergangenen Mittwoch die Vortragsreihe HERZMEDIZINkompakt, eine Gemeinschaftsaktion des Sana-Herzzentrum Cottbus und der LAUSITZER RUNDSCHAU, im Cottbuser Medienhaus verfolgt. Thema ist die Todesursache Nummer eins in Deutschland - die koronare Herzkrankheit - gewesen.

„Mehr als 2,34 Millionen Frauen und 3,16 Millionen Männer in Deutschland leiden an koronarer Herzkrankheit“, sagt der Chefarzt der Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus und gleichzeitig Moderator der Veranstaltung, Dr. Axel Harnath, den Besuchern. „Und das Heimtückische ist: Viele wissen nicht, dass sich eine solche Erkrankung bei ihnen entwickelt hat.“ Doch was tun, wenn man nicht weiß, dass man krank ist?

„80 Prozent aller Fälle sind auf den Lebensstil zurückführbar“, sagt die Leitende Oberärztin der Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus, Dr. Kristin Rochor. „Rauchen, hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress sind beeinflussbare Faktoren, die das Herz krank machen“, mahnt sie. „Manchmal haben wir junge Menschen auf dem Kathetertisch, die nie geraucht und immer Sport getrieben haben. Das ist dann Schicksal. Ich sage dann: Stellen Sie sich vor, Sie hätten nicht so sehr auf Ihre Gesundheit geachtet, dann hätten Sie schon vor zehn Jahren bei uns hier gelegen.“

Verschiedene Krankheitsbilder

Die koronare Herzkrankheit entwickelt sich in mehreren Stadien und kann in verschiedenen Krankheitsbildern auftreten. Diese reichen von Angina pectoris, bei der sich Druck- und Engegefühl im Brustkorb vor allem unter Belastung zeigen, bis hin zum akuten Herzinfarkt, bei dem ein Herzkranzgefäß vollständig verschlossen ist und ein gesamtes Herzareal nicht mehr mit Blut versorgt wird. Doch eines haben alle Erkrankungen der Herzkranzgefäße gemeinsam - ihnen zugrunde liegt immer eine Verengung der Gefäße durch Kalkablagerungen.

Minimalinvasive Behandlung

Stellt sich in der Diagnostik heraus, dass eine Behandlung notwendig ist, so entscheidet im Cottbuser Herzzentrum ein interdisziplinäres Herzteam, das jeden Morgen tagt, über die beste Art der Versorgung. „Im Jahr 1977 erstmals vom Dresdener Andreas Grüntzig in der Schweiz durchgeführt, nutzen wir noch heute die Ballondilatation, bei der unter Röntgensicht ein Katheter über die Leisten- oder Armarterie eingeführt wird, um das Gefäß an der Stelle der Verengung zu weiten“, erklären Dr. Kristin Rochor und Dr. Axel Harnath gemeinsam. Um das verengte Gefäß danach offen zu halten, wird ein kleines Drahtgeflecht eingebracht - ein Stent wird gesetzt.

Wie viele solcher Stents man insgesamt setzen könne, möchte eine Besucherin wissen. Dr. Kristin Rochor antwortet: „Das ist nicht begrenzt. Es kommt vor, dass Patienten in zeitlichen Abständen mehrfach mit Stents versorgt werden, weil Engstellen in weiteren Gefäßen auftreten.“ Ob nach mehreren Katheter-Eingriffen nicht vielleicht eher eine konventionelle Behandlung die richtige sei, bliebe zu hinterfragen. In diesem Moment nickt Dr. Sören Just, Leitender Oberarzt der Herzchirurgie am Cottbuser Herzzentrum.

Die konventionelle Behandlung
„Der konventionelle Bypass ist von der Idee her so einfach, wie genial. Der erkrankte Anteil des Herzkranzgefäßes wird einfach überbrückt und die Blutversorgung somit sichergestellt“, erklärt er dem Publikum bildhaft. Insgesamt 807 koronare Bypassoperationen am offenen Herzen sind im Jahr 2017 an der Cottbuser Spezialklinik vorgenommen worden: 1472 in Brandenburg und 47 673 in ganz Deutschland.

Seit 52 Jahren wird dieses Operationsverfahren inzwischen angewendet und verfeinert. Doch wie entscheiden am Cottbuser Herzzentrum die Ärzte, wer mit einem Bypass und wer mit einem Stent versorgt wird? „Das Herz hat drei große Gefäße - wir schauen uns die Erkrankung genau an. Die Chirurgie kommt ins Spiel, wenn die kardiologische Versorgung nicht mehr geht, oder sie nicht mehr sinnvoll ist“, berichtet Dr. Just und gibt den Besuchern eine Aufgabe mit nach Hause: Machen Sie jeden Tag
einen 30-minütigen Spaziergang - das hilft Ihnen ungemein, gesund zu bleiben.“

Benjamin Seidemann | Foto:  Michael Helbig