SENFTENBERG Unterricht mal anders an der Marianne-Seidel-Schule in Senftenberg. Innerhalb des Projektes "Zeitung in der Schule" (Zisch) fährt ein modernes Elektroauto auf den Schulhof. Vorher gibt es dazu eine Unterrichtsstunde.

Fast lautlos rollt der schmal bereifte BMW i3 auf den Hof der Marianne-Seidel-Schule in Senftenberg. Am Steuer sitzt Julia Schübbe. Sie betreut den Elektrofuhrpark bei enviaM, dem regionalen Energieversorger und Partner von „Zeitung in der Schule“. Die elf E-Mobile des Unternehmens – vom Tesla S bis zum VW Up - werden täglich an Standorten wie Kolkwitz, Berlin, Chemnitz und Markleeberg als Dienstwagen genutzt oder dienen an der TU Freiberg Forschungszwecken. Bis zu 10 000 Kilometer legen die Stromer im Jahr zurück, verrät die Fachfrau aus Halle.
Kaum öffnen sich die Türen des Flitzers, da nehmen die Mädels und Jungs der 9 a von Klassenlehrerin Heike Barsch diesen auch schon in Besitz. Jeder möchte mal drin sitzen. Er fühlt sich an wie jeder andere zeitgemäße Wagen.
Ihre Eindrücke werden die Schüler, passend zum Zeitungsprojekt, in einen fiktiven Artikel einfließen lassen. Wie eine Zeitung und speziell ein Printbeitrag aufgebaut sind, das haben die Neuntklässler nach Auskunft ihrer Lehrerin bei der täglichen Zeitungslektüre und anhand der sieben W-Fragen (wer, was, wo usw.) gelernt. Zum Projektabschluss wird das Druckhaus der Lausitzer Rundschau in Cottbus besucht.
Die Fakten zur Elektromobilität liefert den Schülern Julia Schübbe während einer Physikstunde, die ansonsten Lothar Krüger als Lehrer für Naturwissenschaften gehalten hätte.
Die Klasse 9 a erfährt, dass Elektrofahrzeuge keine Erfindung der jüngeren Vergangenheit sind, sondern Ende des 19. Jahrhunderts sogar das (zugegeben ein wenig spärliche) Bild der Fahrzeugmobilität bestimmt haben. Doch durchgesetzt haben sich die Batteriefahrzeuge zumindest im Individualverkehr bis heute nicht – trotz der weltweiten Ölkrise in den 1970er-Jahren, des Klimawandels und gewisser staatlicher Förderungen. Die Nachfrage steigt in Deutschland nur leicht. Zum alltäglichen Bild gehören hingegen E-Fahrräder, Straßenbahnen und Züge.
Die Schüler wissen auch, warum es die Batteriefahrzeuge so schwer haben: ein hoher Anschaffungspreis, stundenlanges Aufladen an der heimischen Steckdose, geringe Reichweite, und die Routenplanung richtet sich nach dem noch grobmaschigen Netz der Ladestationen.
Reine Elektroautos haben aber auch Vorteile: keine Umweltverschmutzung während der Fahrt, minimale Wartung (ohne Zusatz-Benzinmotor), Energiekosten je 100 Kilometer so hoch wie ein 2,4-Liter-Auto im Falle des i 3 und kaum Geräusche. Nachteil der „Leisetreter“: Andere Verkehrsteilnehmer nehmen sie zu spät wahr, gibt Physiklehrer Lothar Krüger zu bedenken.