Es „zischt“ wieder in der Lausitz. Die Lausitzer Rundschau organisiert seit vielen Jahren das Projekt „Zeitung in der Schule“ (ZiSCH) in Kooperation mit dem Energieversorger enviaM. Während der Corona-Zeit war das nicht immer einfach. Vor allem der persönliche Austausch und Kontakt mit den Schulen war in den vergangenen zwei Jahren oft nicht möglich. Sind Informationen seriös? So haben sich Schülerinnen und Schüler zweier 8. Klassen der Cottbuser Paul-Werner-Oberschule während der mehrwöchigen Projektlaufzeit mit journalistischen Prinzipien und Regeln befasst. Die Klassenlehrerinnen Anita Degen und Christina Bergunde integrierten das Thema in den Unterricht.

Unterstützung gab es dabei auch bei einem Rundschau-Besuch in der Klasse. Marketing-Fachfrau Julia Täuscher sprach unter anderem über das Medienhaus Lausitzer Rundschau als Unternehmen, über die verschiedenen Abteilungen und darüber, in welchen Regionen die LR erscheint und welche Ausbildungsberufe absolviert werden können. Journalist Thomas Klatt informierte über die unterschiedlichen Wege, die in den journalistischen Beruf führen. Auch diese Fragen waren für die Jugendlichen spannend: Woher bekommt eigentlich ein Redakteur seine Informationen? Und wie erkennt er, ob sie seriös sind? Das Thema, das sich die Cottbuser Schülerinnen und Schüler für das „ZiSCH“-Projekt ausgesucht haben, scheint auf den ersten Blick banal: Es geht um nervige Sprüche.

Ganz schön nervig: Die Schülerinnen und Schüler haben ihre nervigsten Sprüche zusammengefasst
und auf A3-Plakate gebracht. Fotos: Anita Degen; Collage: Julia Täuscher

Denn die hören sie jeden Tag: zu Hause, von den Lehrern, bei den Eltern, aber auch auf dem Schulhof oder in der Klasse. „Mit Y wie Banane“ ist zum Beispiel ein Lehrerspruch, der einen Rechtschreibhinweis meint. Da will der Lehrer wieder mal besonders witzig sein. „Der Rest ist Hausaufgabe“ ist ein beliebter Schluss-Satz, mit dem Lehrer und Lehrerinnen den Unterricht beenden. Aber funktioniert das auch? Kaum. Besonders, wenn viele Schüler das Thema im Unterricht noch gar nicht durchdrungen haben. Doch wie nähert man sich diesem Thema an? Auch unter dem Aspekt, dass die eigene Meinung veröffentlicht wird – und jeder es in der Zeitung lesen kann oder in sozialen Netzwerken auftaucht? Zunächst auf einfachen Wegen. Die Schülerinnen und Schüler haben die nervigsten Sprüche zusammengefasst und auf A3-Plakate gebracht. Sie merkten schnell, dass es mehr sind als zwei oder drei. Zu viele, war die einhellige Meinung. Dabei haben sie sich ausgetauscht und für jeden Einzelnen eine Positionsbestimmung vorgenommen.

Nicht allein zu sein mit diesem Problem, das war schnell klar und schuf Solidarität untereinander. Der nächste Schritt: Wir machen eine Straßen-Umfrage. Welche nervigen Sprüche kennen Sie? Es kam bald die Erkenntnis, die mit dem übereinstimmt, was „richtige“ Journalisten oft erfahren. Viele Menschen – egal ob jung oder alt – wollen sich ungern öffentlich äußern. Dennoch ist für „ZiSCH“ eine kleine Umfrage zustande gekommen.

Schülerinnen und Schüler zeigen ihren nervigsten Sprung und erklären, warum er ihnen auf die Nerven geht

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Colin Gutte

Colin Gutte (13): Dieser Spruch nervt mich, weil ich den am Tag bestimmt zehn Mal höre, wenn ich mit meinen Eltern diskutiere. Foto: Anita Degen

Lucas Rosenbaum

Lucas Rosenbaum (15): Ich höre das immer wieder und denke, dass es nicht immer passt. Ich verstehe, was damit gemeint ist, glaube aber, dass es manchmal einfach angebracht ist, einen lauteren Ton anzuschlagen. Foto: Anita Degen

Massa Alrefai

Massa Alrefai (14): Dieser Spruch nervt mich, weil ich weiß, dass ich für mich lerne, aber wenn ich etwas nicht verstehe, dann verstehe ich es einfach nicht. Und manchmal kommt es so rüber, als ob man sich keine Mühe gibt. Foto: Anita Degen

Fabien Kalz

Fabien Kalz (14): Dieser Spruch nervt mich, weil ich den ständig von meiner Mutter und manchmal von meiner Oma höre. Ja, ich habe schon manchmal geflunkert, aber deswegen ständig diesen Spruch zu hören, ist langweilig. Foto: Anita Degen

Paul Schütte

Paul Schütte (14): Das ist total nervig, weil ich einfach nur auf Toilette gehen möchte und dann das hören muss. Ich will einfach nur wissen, ob ja oder nein und nichts anderes! Foto: Anita Degen

Lena Hübner

Lena Hübner (14): Der Spruch nervt mich, wenn ich zum Beispiel meine Lehrer frage, ob ich auf die Toilette kann und sie dann mit „Ich weiß nicht, ob du das kannst“ antworten. Sie könnten ja auch einfach mit ja oder nein antworten. Foto: Anita Degen

Sven Haferland

Sven Haferland (13): Diesen Spruch höre ich fast jeden Tag, wenn ich nach Hause komme. Er ergibt keinen Sinn, weil es ja wohl ein Unterschied ist, ob ich „Hi“ oder „Hai“ sage. Foto: Anita Degen

Johann-Julius Goethe

Johann-Julius Goethe (13): Der Spruch ist überflüssig, weil, wenn jemand eine Aufgabe nicht versteht, dann versteht er ja die Hausaufgabe auch nicht. Der Spruch kommt meistens am Ende der Stunde. Er kommt in meiner neuen Schule nicht so oft, aber in der alten Schule fast bei jeder Stunde und das nervt einfach nur. So gut wie alle Lehrer haben das gesagt. Foto: Anita Degen

Leonie-Sophie Albrecht

Leonie-Sophie Albrecht (14): Meine Mama sagt das sehr oft. Ich denke, dass Eltern nur wollen, dass ihr Kind rausgeht und sich mit Freunden trifft, aber draußen ist man doch genauso am Handy. Außerdem sind die Eltern auch sehr oft am Handy – ich glaube, ich sollte denen mal Handyverbot geben. Foto: Anita Degen

Santino Andryszak

Santino Andryszak (14): Es ist nervig, weil die Lehrer für das Unterrichten bezahlt werden und nicht wir. Er kommt immer dann, denn alle gefühlt schlafen im Unterricht. So häufig passiert das aber nicht. Foto: Anita Degen

Fariba Ghafoori

Foto: Anita Degen

Luna Teuber

Foto Anita Degen

Maram Alazen

Foto: Anita Degen

Nicolas-André Goerke

Foto: Anita Degen

Sam Junior Barthold

Foto: Anita Degen

Tom-Luca Ludwig

Foto: Anita Degen

 

Überraschte Lehrerinnen

Auch die beiden Lehrerinnen waren manchmal überrascht. „Ich war gespannt, wie die Schülerinnen und Schüler sich schlagen würden und ob sie den Mut aufbringen können, fremde Menschen einfach anzusprechen“, sagt Anita Degen. Sie glaubt, dass da „einige über sich hinausgewachsen sind und zu Recht stolz auf sich sein können“. Christina Bergunde: „Da die Schülerinnen und Schüler nur noch wenig Kontakt mit der Presse haben, empfinde ich die Zusammenarbeit mit der LR als ein sehr gutes Projekt. Besonders interessant war es, meine Schülerinnen und Schüler dabei zu beobachten, wie sie die Straßenbefragung vorbereitet und dann auch durchgeführt haben.“

ZiSCH-Redaktion und zwei 8. Klassen der Paul-Werner-Oberschule Cottbus; Teilnahme am Projekt ZiSCH vom 14.03.-08.04.2022, Beitrag vom 11.06.2021 in der LR