Qualzucht – ein seit Jahren kontrovers diskutiertes Thema. Vor allem zwischen denen, die sich in solch eine Tierrasse verliebt haben und zwischen denen, die ein leidendes Tier sehen. Tiere, die als Qualzüchtungen gelten, haben genetisch bedingte gesundheitliche Schäden oder von Geburt an Fehlbildungen, die aus einem falschen Schönheitsideal in Kauf genommen werden.

Tierrassen, die als Ausstellungstiere gelten, weisen Qualzuchten besonders häufig auf, da die Züchter immer mehr die typischen Merkmale der Rasse herauszüchten wollen. Häufig kommt es bei Katzen und Hunden vor, aber auch bei Vögeln, Kaninchen und Pferden und vielen weiteren Tierrassen, die Menschen als, ,,schön und süß“ empfinden. Beispiel wäre einmal der Mops, der Deutsche Schäferhund, die Nacktkatze und die Perserkatze.

Sind Qualzuchten so schlimm?

Am Beispiel vom Mops kann man sagen, dass die meisten Tiere eine zu kurze Schnauze, zu kleine Nasenlöcher und eine zu lange Zunge aufweisen, sie leiden daher sehr oft unter Atemnot. Um solchen Hunden zu helfen, müssen sich die Hunde einer schmerzhaften und teuren OP unterziehen und am Ende ist noch nicht einmal gesagt, ob es dem Hund wirklich besser geht.

Wie sieht es auf der rechtlichen Seite aus? In Deutschland sind Qualzuchten laut §11 im Tierschutzgesetz eigentlich verboten, dennoch sind die Formulierungen zu schwammig formuliert und die Behörden kommen nicht hinterher, die Zuchttiere zu kontrollieren. Laut der aktuellen Regelung muss jedes Tier einzeln untersucht werden, um sagen zu können, ob dieses Tier zur Zucht geeignet ist oder nicht.

Aber warum unterstützen Menschen so etwas zum Teil, weil sie darüber nicht genug aufgeklärt sind oder diese Tiere verniedlichen und somit verharmlosen. Aber auch Social Media trägt zur Verharmlosung solcher Tiere unter anderem bei. Ein Beispiel sind die Teacup-Hunde, welche keine eigene Rasse darstellen, es sind nur Zwerghunderassen, die besonders klein gezüchtet werden. Sie werden maximal 23 cm groß und weisen sehr viele Erkrankungen auf. Der kleinste Hund wird dann für über 5.000 € verkauft!

Die meisten Menschen denken, dass, wenn sie Hunde oder Katzen von Rassezüchtern wie dem VDH kaufen werden Sie keine Probleme haben, aber die Realität sieht anders aus, denn die Züchter züchten extra die untypischen Merkmale. Man muss auch erwähnen, dass auf den Rasseausstellungen, bei denen der beste Hund gekrönt wird, sich keine Tierärzte befinden. Das heißt, man kann es in keiner Weise mit Zuchttieren rechtfertigen, sich solche Tiere anzuschaffen.

Die Niederlande macht es uns vor

Während es in Deutschland relativ schwer ist, so etwas zu stoppen, sieht es in den Niederlanden ganz anders aus, dort herrscht seit 2019 schon ein Verbot von kurznasigen Tieren. Die Schnauze muss mindestens ein Drittel so lang sein wie der Kopf, alles darunter ist vom Qualzucht-Verbot betroffen. Seit 2023 wird sogar an einem Gesetz gearbeitet, welches die Haltung solcher Tiere verbieten soll.

Aber natürlich sind auch Nutztiere überzüchtet, Hybridhühner legen unnatürlich viele Eier pro Jahr, leben daher aber auch nicht so lange. Auch bei Schweinen, Kühen und Schafen und vielen weiteren Tierarten gibt es Qualzüchtungen.

Schlussendlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sich solche Tiere anschafft, aber dann sollte man sich überlegen, ob es der Mops mit der eingedrückten Schnauze sein muss oder ob es auch der Mops tut, der über bessere Tiermerkmale verfügt und nicht unter Atemproblemen leidet. Es gibt nämlich auch solche Tiere, die nicht ganz so ins Extreme gezüchtet worden sind, aber trotzdem noch so wie die Rasse aussehen. Von der rechtlichen Seite her muss mehr passieren, es sollten mehr und härtere Einschränkungen geben. Als (zukünftiger) Tierbesitzer sollte man sich mehr Gedanken um das Tierwohl machen und sich die Frage stellen, muss es wirklich so ein Tier sein!

Samira Schmidt, 9. Klasse des Lessing-Gymnasium Hoyerswerda; Teilnahme am Projekt ZiSCH vom 09.01.-03.02.2023

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