Expertenteam des Sana-Herzzentrum Cottbus beantwortet Leserfragen im Telefonforum

Etwa jeder dritte Mensch in Deutschland ist an Bluthochdruck erkrankt – häufig ohne es zu wissen. Fast etwas harmlos klingt mit Blick auf die hohe Anzahl an Erkrankten die Bezeichnung „Volkskrankheit“. Auf Dauer ist ein unbehandelter und anhaltender Blut-
hochdruck tödlich: Es drohen Schlaganfall und Hirnblutung, Herzinfarkt und Herzschwäche sowie Nierenversagen. Die diesjährigen „Herzwochen“ der Deutschen Herzstiftung stellen den Bluthochdruck – also die Hypertonie, wie Fachleute sie bezeichnen – und die damit verbundenen Gefahren für Herz und Gefäße in den Fokus. Die gute Nachricht: Kaum ein anderer Risikofaktor lässt sich so gut behandeln.

Mit mehr als 20 Millionen Betroffenen im Erwachsenenalter ist der Bluthochdruck die häufigste Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Nach Ergebnissen einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) hat fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland einen bekannten, ärztlich diagnostizierten Bluthochdruck. Männer sind in der Gruppe der unter 65-Jährigen häufiger betroffen. In der Gruppe der ab 65-Jährigen haben bei beiden Geschlechtern fast zwei Drittel einen Bluthochdruck, so das RKI.

Keine deutlichen Warnzeichen

Viele Menschen mit Bluthochdruck wissen nichts von ihrer Erkrankung. „Denn das Heimtückische am Bluthochdruck ist, dass sich die Betroffenen, zumindest im frühen Krankheitsstadium, zunächst weitgehend gesund fühlen, sich also in einer Art Gesundfühlfalle befinden. Denn der Bluthochdruck entwickelt sich langsam und unbemerkt, meist über Jahre hinweg“, weiß Dr. Axel Harnath, Chefarzt der Klinik für Kardiologie im Sana-Herzzentrum Cottbus zu berichten.

„Die Hypertonie weist keine deutlichen Warnzeichen wie Schmerzen oder Unwohlsein auf, die einen Patienten normalerweise zum Arzt führen. Die Diagnose Bluthochdruck wird daher in der Regel eher durch einen Zufallsbefund, etwa bei einer Routineuntersuchung, gestellt“, so der Chefarzt.

Über 100 Leseranrufe

Mehr als 3.000 Patienten behandeln seine Kollegen und er jährlich in der Klinik für Kardiologie im  Sana-Herzzentrum Cottbus. Im Spezialzentrum für Herz-Kreislauferkrankungen lassen Chefarzt Dr. Axel Harnath und seine Leitende Oberärztin, drei Oberärzte und 19 Funktions- und Assistenzärzte sowie 30 Pflegekräfte nichts unversucht, um Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße, mit angeborenen und erworbenen Herzklappenfehlern im Erwachsenenalter, mit entzündlichen Erkrankungen des Herzmuskels, Kardiomyopathien und Herzrhythmusstörungen kompetent und mit innovativen Behandlungsmethoden zu helfen.

Im Rahmen des Telefonforums am 3. November haben die Experten des Sana-Herzzentrum Cottbus mehr als 100 Leseranrufe angenommen und viele Fragen aus der gesamten Lausitz beantwortet. Einige spannende Fragen und die dazugehörigen Antworten haben wir für Sie zusammengestellt.

Woran kann ich erkennen, dass ich Bluthochdruck habe?

Bluthochdruck kann nur durch eine Messung des Blutdrucks festgestellt werden. Genauer gesagt, durch die Feststellung von mehrfach erhöhten Werten. Die beste Methode, um einen Bluthochdruck sicher zu diagnostizieren, ist die 24-Stunden-Messung des Blutdrucks, das sogenannte ambulante Blutdruck-Monitoring. Normalerweise übernehmen die Hausärzte eine regelmäßige Blutdruckmessung, denn sie gehört zu den allgemeinen diagnostischen Maßnahmen im Rahmen der Hausarztbetreuung.

Neuerdings habe ich immer mal wieder Ohrensausen, Hitzewallungen und stelle fest, dass ich oft ganz rot im Gesicht bin. Kann es sein, dass ich an Bluthochdruck leide?

Bei erhöhtem Blutdruck handelt es sich keineswegs um ein Problem, das ausschließlich im Körperinneren abläuft, ohne sich nach außen hin bemerkbar zu machen. Zu den Symptomen gehören unter anderem innere Unruhe und Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Nasenbluten und auch das von Ihnen beschriebene Ohrensausen und Hitzewallungen.

Sofern Sie noch keine Langzeit-Blutdruckmessung hatten, empfehlen wir Ihnen, schnellstmöglich mit Ihrem Hausarzt Rücksprache zu halten. Nur so kann er prüfen, ob wirklich eine Hypertonie Auslöser Ihrer Symptome ist oder eine andere Ursache vorliegt.

Wie entsteht Bluthochdruck eigentlich? Hat das etwas mit verkalkten Gefäßen zu tun?

Bluthochdruck ist eine Erkrankung mit vielen Ursachen. Neben einer genetischen Veranlagung zählen Übergewicht, zu wenig Bewegung, Rauchen und Stress zu den Hauptursachen. Bei etwa nur zehn Prozent der Betroffenen hat die Veränderung des Blutdrucks einen erkennbaren Grund. Das kann beispielsweise eine Erkrankung der Niere sein. Auch in der Schwangerschaft kommt es häufig zu einem Blutdruckanstieg. In der Mehrzahl der Fälle stellt der Arzt jedoch keine klare Ursache für die Hypertonie fest.

Wann sollte der Blutdruck gemessen werden?

Bei allen regulären Untersuchungen – vor allem bei allen Besuchen, die wir beim Hausarzt aus ganz anderen Gründen absolvieren. Die Empfehlung geht dahin: Ab 40 Jahren sollte jedes Jahr mindestens einmal der Blutdruck gemessen werden, ab 50 Jahren halbjährlich. Wer in der Familie Geschwister, Eltern oder Großeltern hat, bei denen Bluthochdruck aufgetreten ist, sollte seinen Blutdruck schon mit 30 Jahren oder sogar früher jedes Jahr messen lassen.

Ist Bluthochdruck nicht etwas ganz Normales im Alter?

Im Alter steigt das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken durchaus deutlich an. Denn mit den Jahren verlieren die Gefäße ihre Elastizität und beginnen zu versteifen. Häufig ist bei älteren Patienten nur der systolische, also der obere Blutdruckwert erhöht. Auch das gilt als Bluthochdruck, der in der Regel behandelt wird.  Aber auch immer mehr Kinder entwickeln inzwischen einen Bluthochdruck. Die Deutsche Hochdruckliga e. V. schätzt, dass etwa 700.000 Kinder in der Bundesrepublik zu hohe Werte aufweisen. Hauptursachen sind Übergewicht und zu wenig Bewegung.

Ich habe mal gehört, dass Frauen eher nicht so häufig an Bluthochdruck leiden. Stimmt das?

Ja und nein. Das kommt auf die Altersgruppe an, die betrachtet wird. Im Erwachsenenalter trifft es Männer zunächst häufiger als Frauen. Gut jeder fünfte Mann im Alter von 40 bis 49 Jahren weist zu hohe Werte auf.

Ab einem Alter von 60 Jahren holen die Frauen dann auf. Daran sind in der Regel die Wechseljahre schuld, denn mit der Hormonumstellung nimmt das blutdrucksenkende Hormon Östrogen ab. Auch während der Schwangerschaft oder durch die Einnahme der Antibabypille können Frauen Bluthochdruck entwickeln.

Was macht den Bluthochdruck so gefährlich?

Bluthochdruck ist eine Zivilisationskrankheit. In Deutschland ist jeder zweite über 35-Jährige davon betroffen. Es ist außerdem eine schleichende Erkrankung, die lange symptomfrei verläuft. Wird Bluthochdruck aber nicht behandelt, schädigt er auf Dauer Herz, Gehirn und Nieren. Das kann zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder zu Nierenschäden führen. Auch die Augen können betroffen sein, die Sehkraft lässt nach, was bis zur Erblindung führen kann.

Es gibt doch einen hohen und einen niedrigen Blutdruckwert. Was sagen die beiden Werte aus?

Der höhere Wert, der „systolische“ Blutdruck, beschreibt den Druck, den das Herz in den Gefäßen erzeugt, wenn es sich beim Pumpen zusammenzieht.

Der niedrigere Wert ist der Restdruck, wenn sich das Herz entspannt und wieder mit Blut füllt. Er wird als der „diastolische“ Blutdruck bezeichnet. Die Maßeinheit wird in Millimeter Quecksilbersäule, oder abgekürzt in mmHg, angegeben.

Ich bin 64 Jahre alt und nehme eine Kombination aus drei Blutdrucksenkern. Bei Selbstmessungen habe ich morgens und abends Blutdruckwerte zwischen 140/87 mmHg und 135/82 mmHg. Nach Veröffentlichungen, die ich gelesen habe, ist das zu hoch. Was soll ich machen?

Mit der genannten Therapiekombination haben Sie als 64-Jähriger ein zufriedenstellendes Behandlungsziel erreicht. Laut Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga sind für gesunde Menschen Blutdruckwerte von 120/80 mmHg optimal und Werte unter 130/85 mmHg normal. Doch das Therapieziel für Hypertoniker ist ein Blutdruck unter 140/90 mmHg. Ihre gemessenen Blutdruckwerte als Einzelmessung sind akzeptabel. Eine objektive Einschätzung über die Güte Ihrer Blutdruckeinstellung gelingt jedoch nur mittels 24 Stunden-Messung.

Mein Blutdruck schwankt ständig. Was hat das zu bedeuten?

Schwankende Blutdruckwerte sind völlig normal und sogar ein Zeichen dafür, dass das Gefäßsystem gesund ist und sich den äußeren Gegebenheiten anpassen kann. Bei körperlicher Anstrengung wie beim Sport steigt der systolische Blutdruck schon mal auf 180 mmHg oder höher. Auch Stress oder Aufregung können den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Der untere Wert steigt dann ebenfalls, aber nicht so stark. Wenn es warm ist oder man sich entspannt, weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt. Das kann bei großer Hitze sogar zu einem Kollaps führen.

Wenn ich meinen Blutdruck zu Hause messe, ist er immer in Ordnung. Beim Arzt ist er deutlich erhöht. Bin ich nun gesund oder krank?

Es ist bekannt, dass manche Patienten erhöhte Blutdruckwerte gerade in der Arztpraxis haben. Dieses wird wahrscheinlich dadurch ausgelöst, dass sie aufgeregt sind oder Angst haben. Man nennt diese Form der Blutdruckerkrankungen „Weißkittel-Bluthochdruck“. Bei Verdacht hierauf wird der Arzt eine so genannte 24-Stunden-Blutdruckmessung durchführen. Somit ist es möglich, ein objektives Blutdruckprofil für den jeweiligen Patienten nachzuweisen.

Was kann ich gegen Bluthochdruck tun?

Essen Sie viel Obst und Gemüse, und gehen Sie sparsam mit Fett um: Vor allem die tierischen Fette wie z.B. fette Fleisch- und Wurstsorten oder Butter sind zu vermeiden, verwenden Sie vorzugsweise pflanzliche Öle. Salzen Sie sparsam und verzichten Sie möglichst auf Alkohol und Zigaretten. Wichtig ist auch regelmäßige Bewegung, da die Bewegung Herz und Kreislauf stärkt. Außerdem sorgt Sport für eine Gewichtsreduktion.

Ich streite oft mit meinem Mann, weil ich mir Sorgen um ihn mache. Er ist schon etwas beleibter und unser Arzt hat bei ihm Bluthochdruck festgestellt. Er sagt, dass sein Gewicht nichts mit hohem Blutdruck zu tun hat. Sollte er nicht doch lieber abnehmen?

Wer übergewichtig ist, sollte abnehmen. Jedes Kilo, das Übergewichtige abnehmen, senkt den Blutdruck messbar. Erst wenn mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten keine ausreichende Blutdrucksenkung erzielt werden kann, wird der Arzt Ihnen Medikamente verschreiben. Bleiben Sie hartnäckig und appellieren Sie an die Gesundheit Ihres Mannes. Sagen Sie ihm auch mal, dass Sie sich nur Sorgen um sein Wohlbefinden machen.

Welche Art von Sport hilft gegen Bluthochdruck?

Es ist nicht notwendig, in großartige Dauer- oder Kraftsportaktivitäten einzusteigen. 20-minütiges Gehen, regelmäßiges Wandern, kleine Fahrradtouren oder zweimal in der Woche zum Schwimmen helfen schon ausreichend, um sich zu schützen.

Durch meine Medikamenteneinnahme ist mein Blutdruck jetzt auf guten Werten. Kann ich die Therapie dann einstellen?

Nein, das wäre fatal. Die Werte würden dann wieder steigen. Nur in wenigen Fällen, etwa bei zuvor sehr adipösen Patienten, welche wieder ins Normalgewicht gefunden haben, kann es eine Einstellung der medikamentösen Therapie geben. Dies muss aber genau beobachtet werden.

Ich bin 76 Jahre alt und mein Blutdruck ist leicht erhöht. Bisher habe ich keine verlässliche Auskunft darüber erhalten, ob meine Werte noch gesund oder schon krank sind. Wo liegt die Grenze zwischen gerade noch tolerierbar und zwingend behandlungsbedürftig?

Jeder Blutdruck sollte generell nicht höher als 140/90 mmHg sein – mehrfach in Ruhe zu verschiedenen Tageszeiten gemessen. Für Patienten, die unter Begleit- und Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Nierenschwäche leiden, beschreiben Experten einen idealen Blutdruck nicht über 130/80 mmHg. Da die Blutdruckwerte oft belastungsbedingt und tageszeitlich schwanken, kann ein ambulantes Blutdruck-Monitoring angebracht sein. Normalerweise kommt es gegen 6 Uhr morgens zu einem Anstieg des Blutdrucks und nachts zu einem Abfall. Ein Sonderfall liegt besonders bei älteren Patienten vor, wenn nur der obere Blutdruckwert erhöht ist.

Worauf muss ich als Bluthochdruckpatient im Alltag achten?

Wenn Sie medikamentös gut eingestellt sind und keine wesentlichen Begleiterkrankungen haben, ist Ihnen fast alles erlaubt. Sie sollten sich viel bewegen, Sport treiben – außer Sportarten mit kurzfristigen Spitzenbelastungen, wie zum Beispiel Squash oder Kraftsportarten. Ein gut eingestellter Hochdruckpatient kann sich auf Dauer mehr zumuten, als der, dessen Hochdruck unbehandelt bleibt oder unzureichend behandelt ist. Denn die Hochdrucktherapie schützt nicht nur vor schwerwiegenden Komplikationen, sondern sie sorgt auf lange Sicht auch für eine bessere Lebensqualität.

Sana Herzzentrum Cottbus

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Telefonforum Bluthochdruck

03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Dr. Volker Herwig, Oberarzt Herzchirurgie am Sana-Herzzentrum Cottbus, spricht beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. Foto: Frank Hammerschmidt

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03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Dr. Kristin Rochor, Leitende Oberärztin Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus, spricht beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. Foto: Frank Hammerschmidt

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03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Andreas Terne, Oberarzt Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus spricht beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. Foto: Frank Hammerschmidt

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03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Dr. Axel Harnath, Chefarzt Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus, spricht beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. Foto: Frank Hammerschmidt

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03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Eine Medizinerin und drei Mediziner vom Sana-Herzzentrum Cottbus sprechen beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. v.l. Andreas Terne, Oberarzt Kardiologie, Dr. Kristin Rochor, Leitende Oberärztin Kardiologie, Dr. Axel Harnath, Chefarzt Kardiologie, Dr. Volker Herwig, Oberarzt Herzchirurgie Foto: Frank Hammerschmidt

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03.11.2021, Brandenburg, Cottbus: Dr. Kristin Rochor, Leitende Oberärztin Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus, spricht beim Telefonforum der LAUSITZER RUNDSCHAU mit Ratsuchenden. Foto: Frank Hammerschmidt

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